Wollen wir nicht alle gern anders sein – wenigstens ein bisschen? Wenn wir nicht anders sind, sind wir gewöhnlich, so wie alle anderen – langweilig. In Zeiten von Facebook und Co. kann man allen Interessierten und Desinteressierten zeigen: Schaut her, ich bin anders! Doch muss das deswegen auch gleich jeder tun? Ist man mittlerweile nicht sogar eher dann im positiven Sinne anders, wenn man sich nicht ständig dazu berufen fühlt, allen zu beweisen, wie anders man ist?
Hier geht es nicht darum, um jeden Preis anders sein zu wollen. Es geht um das Spektrum des Anders-seins: von kleinen Unterschieden im Detail, in der Art, bis hin zur Umstellung des gesamten Alltags. Einige Geschichten sind es immer noch wert, erzählt zu werden: über Menschen, die ganz „normale“ Projekte mit ihrem ganz eigenen Ansatz angehen; über Versuche, die Welt mit anderen Augen zu sehen; über Menschen, deren Leben auf einen Schlag ganz anders wird – freiwillig oder nicht.
Wer sich, ohne es zu wollen, in einer ungewohnten Lage wiederfindet, dem wäre vielleicht nichts lieber, als gewöhnlich sein zu dürfen. Und das mit Recht: Anders sein an sich ist kein Wert. Was wir als anders und normal wahrnehmen, hängt von den Zusammenhängen ab, in denen diese Begriffe stehen. Für Hegel war anders-sein etwa immer ein Übergang: anders werden, um verändert zu sich zurückzufinden. Eine andere Perspektive bietet also immer die Chance, etwas über sich selbst zu lernen.
„Kein Mensch ist eine Insel“, sagte der englische Schriftsteller John Donne und meinte damit: Niemand kann existieren, ohne dass es die anderen gibt. Niemand ist anders, ohne dass es Normales gibt. Und wo wir für die einen anders sind, finden wir auch fast immer Gleichgesinnte und dürfen unser Anderes normal finden.
Orte und Menschen, die alle auf ihre Weise anders sind, stellt dieses Dossier vor. So ist es selbst eine Sammlung von Perspektiven, jede für sich anders, nebeneinander.