von Monika Maria Herold
Was bedeutet fairer Handel? Woran erkennen Verbraucher Fair-Trade-Produkte? Kann faires Teilen dazu beitragen, Hunger und Armut zu bekämpfen?
Teilen global
Was bedeutet fairer Handel?
Woran erkennen Verbraucher Fair-Trade-Produkte?
Kann faires Teilen dazu beitragen, Hunger und Armut zu bekämpfen?
Es ist chic geworden, zu teilen. Das sogenannte „Sharing“ ist groß im Kommen. Autos, Ferienwohnungen und Fahrräder werden nicht mehr gekauft, sondern von mehreren Personen genutzt. Doch ist dieses Prinzip des Teilens wirklich fair? Wohl eher nicht. Denn hier steht der Grundsatz von Leistung und Gegenleistung im Vordergrund – und nicht der Wunsch, anderen zu helfen.
Sind wir überhaupt bereit zu teilen, indem wir etwas von unserem Wohlstand abgeben? Nicht erst seit der sogenannten „Flüchtlingskrise“ ist die Bereitwilligkeit mancher Europäer dazu in Frage gestellt.
Nie war die Zeit reifer als jetzt, sich mit globalen Fakten auseinanderzusetzen. Jeder von uns sollte sich seiner Verantwortung bewusst werden und beginnen, fair zu teilen. Teilen muss zur Selbstverständlichkeit werden – auch damit es uns weiterhin selbst gut geht. Eine Möglichkeit dazu ist die Unterstützung des Fairen Handels. Indem wir einen kleinen Teil unseres Einkommens für etwas teurere Produkte abgeben, können wir viele positive Dinge bewirken.
Impressionen von der Fair Trade & Friends 2015 in Dortmund
Fairer Handel – Was verbirgt sich dahinter?
Fairer Handel definiert sich nicht nur über einen fairen Preis, der für gehandelte Waren gezahlt wird. Fairer Handel bedeutet vor allem, dass die Produkte zu fairen Bedingungen hergestellt und importiert werden. Ziel ist es, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen in den sogenannten „Entwicklungsländern“ zu verbessern. Nicht eine einmalige Handelsbeziehung, sondern Hilfe zur Selbsthilfe, steht dabei im Vordergrund. Die Bauern und Arbeiter erhalten durch kontinuierliche Abnahme der Produkte und garantierte Festpreise die Möglichkeit, ihre Existenz zu sichern.
So können sie ihre Lebensbedingungen durch eigene Kraft kontinuierlich verbessern. Weitere wichtige Aspekte sind die Einführung sozialer und ökologischer Mindeststandards sowie die Förderung von Bildung. Außerdem sind im Fairen Handel ausbeuterische Kinderarbeit und Zwangsarbeit verboten. Auch die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist ein Thema. Hinzu kommt eine angemessene Bezahlung und soziale Vorsorge – alles Dinge, die bei uns selbstverständlich sind.
Welche fair gehandelten Waren werden angeboten?
Die Palette der Fair-Trade-Waren ist inzwischen breit gefächert. Kaffee wird dabei am häufigsten fair gehandelt. Daneben findet der Verbraucher viele weitere Artikel im Sortiment – von Kaffee und Reis über Gewürze bis hin zum Brotaufstrich.
Für den Haushalt gibt es Textilien, kunstvoll gestaltete Keramik oder Dekorationsobjekte. Sogar Möbelherstellen verwenden zunehmend fair gehandelte Hölzer. Auch Rosen kommen zunehmend aus ökologischem und fairem Anbau. Für Faire-Trade -Artikel gilt manchmal ein etwas höherer Preis. Aber es geht dort um vergleichsweise geringe Differenzen im Vergleich zu herkömmlichen Produkten. Diese werden oft durch eine gute Qualität der Produkte aufgewogen.
Wo sind Fair-Trade-Produkte erhältlich?
Heute werden Fair-Trade-Produkte nicht – wie noch vor einigen Jahren – nur in Welt- und Bioläden angeboten. Viele Supermärte und Drogerien haben bereits zahlreiche Artikel im Sortiment. Auch im Internet etablieren sich zunehmend Onlineshops, die fair gehandelte Produkte anbieten. Auf der Messe Fair Trade & Friends 2015 im September 2015 in Dortmund wurde ein breites Spektrum fair gehandelter Waren dem Publikum präsentiert. Wer darüber Näheres wissen möchte, kann sich meinen Kurzfilm „Impressionen von der Fair Trade & Friends 2015“ ansehen.
Woran können Verbraucher fair gehandelte Produkte erkennen?
Verbraucher sollten auf Siegel achten, die auf Produktpackungen deutlich sichtbar angebracht sind. Am bekanntesten ist das blau-grüne Fair-Trade -Logo. Dieses Siegel wird von der Transfair Deutschland vergeben – einem Verein, der von 36 Mitgliedsorganisationen getragen wird. Bedingung für den Erhalt des Siegels ist, dass die Waren von den Handelspartnern nach Fair-Trade -Richtlinien erzeugt und gehandelt werden.
Fair kaufen – Hunger und Armut bekämpfen
Mit dem Kauf fair gehandelter Produkte kann und sollte jeder von uns seinen Wohlstand mit anderen teilen. Und das tolle daran – niemanden geht es dabei schlechter. Im Gegenteil, fair gehandelte Produkte erfüllen oft hohe Qualitäts- und Umweltstandards. So amortisiert sich für uns diese Investition sofort. Und später? Wir müssen begreifen, dass sich durch eine globalisierte Welt Armut nicht mehr „aussperren“ lässt. Unfairer Handel – der durch unsere Gier nach immer billigeren Produkten genährt wird – schmälert eines Tages auch unseren Wohlstand.
Jeder von uns sollte sich bewusst machen, welchen Einfluss unsere täglichen Kaufentscheidungen haben. Der Satz „Ich kann nichts gegen Armut und Hunger in der Welt tun.“ gilt nicht mehr. Denn Armut und auch Kinderarbeit in den sogenannten „Entwicklungsländern“ ist auch eine Folge des unfairen Handels. Kinderarbeit wiederum ist eine Ursache von Armut. Denn Menschen die keine Bildung erfahren durften, stehen ihr Leben lang am Rande der Gesellschaft. Dieser Teufelskreis kann nur durchbrochen werden, wenn genügend Mittel für Bildung bereitgestellt werden. Der Bau von Schulen wird zum Beispiel durch Fair-Trade-Prämien ermöglicht, die an die Genossenschaften ausgeschüttet werden. Wer Faire-Trade-Produkte kauft, kann deshalb auch Kindern ein besseres Leben ermöglichen. So ist die Unterstützung des Fairen Handels auch ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung des Hungers in der Welt. Auch deshalb sollte jeder von uns zukünftig zu fair gehandelten Produkten greifen.
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