Die Landeshauptstadt Bayerns ist eine Stadt, die nicht in erster Linie mit alternativen, ausgefallenen Konzepten in Verbindung gebracht wird. In der Türkenstraße in unmittelbarer Nähe zur Universität findet man allerdings etwas, das man in München nicht unbedingt erwarten würde: Ein Café, in dem sechs Katzen frei herumlaufen und in dem es nur vegane Küche gibt. Doch welches Publikum zieht dieses Konzept an? Eine Reportage
Majestätisch schreiten die kleinen Tiger durch das Café und beobachten aufmerksam, was um sie herum passiert. Ich sitze an einem Tisch im Café und genieße einen Cappuccino. Um mich herum junge Leute, die vor ihrem Tablet sitzen, eine Mutter mit ihrer kleinen Tochter, aber auch ältere Café-Besucher. Also doch nicht nur Studenten, wie ich im Universitätsviertel erwartet hatte.
Sämtliche Augenpaare betrachten zwei Katzen, die auf einem Tisch herumturnen. Wir tauschen belustigte Blicke aus. Ich habe keine Haustiere. Mir fällt auf, wie selten ich eine Katze hautnah erlebe und zu Gesicht bekomme. Es sieht so aus, als wäre ich da nicht die Einzige. Das Konzept dieses Cafés scheint also perfekt zu sein für Tierfreunde, die eigentlich gerne ein Haustier hätten, aber aus unterschiedlichen Gründen doch keines haben.
Vegane Ernährung und Tierschutz
Ich bestelle eine Kartoffel-Kürbissuppe. Selbstverständlich vegan – so wie das komplette Essensangebot. Irgendwie auch logisch in einem Katzencafé. Tierschutz ist allgemein ein großes Thema – alle sechs Samtpfoten stammen aus einer Tierschutzorganisation.
Teil-Inhaber des Cafés Thomas Leidner holte die Katzen dort ab, um so seinen Traum von einem Katzencafé zu verwirklichen. Dabei war es ihm bei der Auswahl der Katzen wichtig, sich mit jeder der Katzen eine kleine „Rampensau“ ins Café zu holen, die keine Angst vor Menschen hat.
Er hatte das Konzept in Wien kennen gelernt und eröffnete im Mai 2013 das erste Katzencafé Deutschlands.
In München – wo es also doch auch Ausgefalleneres gibt.
Wie viele Tassen gehen zu Bruch?
Aber Katzen, Tassen, Gläser, Teller – lässt sich das überhaupt miteinander kombinieren? Schmeißen die Katzen nicht alles vom Tisch?
In dem Moment, in dem mir diese Frage durch den Kopf geht, springt Kater Gizmo auf einen Tisch und schlängelt sich geschickt zwischen der Zuckerdose und der Blumenvase hindurch.
Meine Bedenken lösen sich in Luft auf.
Gizmo springt vom Tisch und verschwindet aus meinem Blickfeld. Vielleicht möchte er etwas Ruhe und sich ein wenig zurückziehen – das können die Stubentiger hier jederzeit tun, wenn sie möchten. Sie haben ein eigenes Zimmer, in dem sie sich tagsüber jederzeit aufhalten können und das ihnen auch nachts als Ruheraum dient.
Souvenirs zum Mitnehmen
Ich schlendere ein wenig im Café umher.
An den Wänden hängen T-Shirts und Postkarten – Souvenirs, die man erwerben kann, um eine schöne Erinnerung an den Café-Besuch zu haben.
Das Café Katzentempel bietet die Souvenirs an, weil die Besucher ein Bedürfnis danach hatten: Es gibt zum Beispiel Tassen, Schlüsselanhänger, Buttons oder Stofftaschen – fast alles mit Katzenmotiven.
Das Konzept erobert Deutschland
Katzencafés wird es in Zukunft auch in weiteren deutschen Städten geben: In Nürnberg voraussichtlich im April 2017, Frankfurt und Hamburg werden folgen.
Interessierte können per Lizenz-System selbstständige Inhaber eines Katzencafés werden.
Wird es in Zukunft also vielleicht nur noch Cafés mit tierischer Begleitung geben? Ich persönlich hätte nichts dagegen.
Während ich die Speisekarte durchlese, fällt mein Blick auf einen Begriff: „Katerfrühstück“.
Der erhält in diesem Rahmen auf jeden Fall eine völlig neue Bedeutung.