„Du musst“ oder „Du sollst“ hört niemand gerne. Angesichts der Klimakatastrophe sollte sich aber jeder fragen: Wie ist mein ökologischer Fußabdruck? Was kann ich für den Klimaschutz tun? Ein zentraler Punkt: Fleischkonsum. Ein Kommentar.
Fleisch ist das neue Böse
Ich verstehe es – ehrlich! Ich wünschte, ich könnte mit nur einem Fingerschnips meinen Fleischkonsum auf null Prozent reduzieren.
Doch die Wahrheit ist: Es schmeckt mir einfach so gut.
Früher waren Vegetarier in der Minderheit. Heute habe ich das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen, wenn ich das Filet in den Einkaufswagen packe. Nicht etwa vor den Menschen um mich herum – viel mehr vor mir selbst! Wie kann ich noch genießen, wenn die negativen Folgen des Konsums nicht mehr zu leugnen sind?
– 40 Prozent der Getreideernte europaweit dient als Futter für die Nutztiere
– Der Wasserverbrauch für die Produktion ist (zu) hoch
– Der Welthunger wird verschärft, weil u.a. die Kosten der Grundnahrungsmittel Soja und Mais rapide steigen
– Import und Export von Kraftfutter und fertigem Produkt führt zu hohem CO2-Ausstoß
– Die Tiere selbst produzieren große Mengen an CO2 (Rinder geben Methan ab, welches 25 mal schädlicher ist als CO2)
Ich liebe Essen, bin ein absoluter Genuss-Mensch, doch immer öfter bleibt mir das Fleisch im Hals stecken. Ganz darauf zu verzichten schaffe ich allerdings noch nicht. Wie aber könnte der Kompromiss aussehen?
Es ist nicht leicht eine Lösung zu finden, mit der ich tatsächlich zufrieden bin. Ich versuche nicht zu hart zu mir zu sein. Frustration gilt es auf jeden Fall zu vermeiden. Auch sträube ich mich gegen die Annahme, nicht nachhaltig zu leben, wenn man nicht alle Ratschläge zu 100 Prozent umsetzt. „Schwarz oder Weiß“ ist mir zu ignorant und nicht zielführend.
Der wichtigste Schritt ist der erste: nicht wegschauen!
Ich will meine Augen nicht mehr verschließen vor dem, was tagtäglich direkt vor ihnen passiert. Ich will einfach nicht länger weg-, sondern bewusst hinschauen, mich informieren. Mein alltägliches Denken und Handeln beobachten und (neu) bewerten.
In einem zweiten Schritt kaufe ich kein Fleisch mehr aus Massentierhaltung. Konkret bedeutet das für mich: Nur noch Fleisch vom wöchentlichen Bauernmarkt im Viertel kommt für mich infrage.
Dem Fleisch wieder mehr Wert zusprechen
Damit boykottiere ich nicht nur qualitativ schlechtes Fleisch aus Massentierhaltung zu Dumpingpreisen, sondern reduziere auch
meinen Konsum deutlich. Spontankäufe à la „Ich kaufe noch schnell Hackfleisch, weil ich gerade Lust auf eine Bolo habe“, gibt es nicht mehr.
Und den Markt besuche ich nicht jede Woche, sondern nur, wenn ich
es geplant habe.
– „Nebenprodukte“ wie männliche Küken werden systematisch vernichtet
– Die Tiere erhalten sehr hohe Dosen Antibiotika
– Zu viel Fleisch ist ungesund
Parallel probiere ich unterschiedliche Veggie-Alternativen aus, etwa Teewurst auf Erbsenbasis – schon schräg! Von einer Entdeckung bin ich bereits begeistert: der vegetarischen Paprika-Lyoner. Ich vermute, ich würde den Unterschied mit geschlossenen Augen nicht erkennen.
Ich weiß, letztendlich rette ich damit natürlich nicht die Welt. Aber es ist ein erster wichtiger, wenngleich kleiner Schritt für mich in die richtige Richtung. Mein erster Impuls beim Griff zum Rezept soll ein vegetarischer sein. Je mehr Menschen sich mit dem Thema auseinandersetzen und ähnliche Schritte gehen, desto größer wird der Effekt sein. Und den brauchen wir dringend.
Ich bin mir sicher, dass mir der Umstieg nicht schwerfällt und ich schon bald den nächsten Schritt wage.
Am Ende bedeutet es Verzicht, ja.
Mache ich mir aber unser völlig aus dem Ruder gelaufenes Konsumverhalten und unser riesiges, zu jeder Zeit verfügbares Angebot bewusst, kann meine Antwort nur lauten: Das sollte es mir wert sein!
Möchtest du mehr über deinen individuellen Fleischkonsum erfahren? Hier geht es zum Konsumrechner.