Secondhand-Mode hat Konjunktur: Die Online-Seller berichten von steigenden Umsätzen mit gebrauchten Artikeln wie Kleidung und Schuhen. Der Grund für den neuen Trend liegt vor allem im wachsenden Bewusstsein der Verbraucher für Nachhaltigkeit. Hinzu kommt das große Angebot beliebter Markenartikel aus zweiter Hand zu günstigen Preisen.
Secondhand-Mode: Kreislaufwirtschaft läuft gut
Das neue Konzept der Kreislaufwirtschaft kommt damit in der Wirtschaftskrise deutschlandweit gut an. Dr. Christian Wulff, Experte bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland, schätzt, dass das Volumen des Secondhand-Modemarktes in Deutschland bis 2025 von rund 3,5 Milliarden Euro im Jahr 2022 auf fünf bis sechs Milliarden Euro wachsen wird.
Unternehmen nutzen gezielt den Secondhandmarkt, um ihre selbstgesetzten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. In einer Studie von PwC (Global Consumer Insights Survey) gaben 56 Prozent der deutschen Konsumenten an, dass sie bereits gebrauchte oder recycelte Kleidungsstücke gekauft haben. Bei der Generation Z, den Kaufentscheidern von morgen, sind es sogar 64 Prozent (siehe Grafik).
Secondhand-Mode: Kleidung und Luxusmarken
Besonders junge Konsumenten kaufen häufig auf Online-Plattformen ein. Dabei schätzt die jüngere Generation ausgefallene Vintage-Produkte. Zahlreiche Secondhand-Onlineangebote tragen zum bequemen Einkaufserlebnis bei und schaffen ein Kundenerlebnis.
Vor allem von Luxus- und Markenprodukten aus zweiter Hand profitieren die jüngeren Kunden der GenZ. So können sie gesellschaftlich mithalten. Sie finden online ein umfangreiches Angebot von hochwertigen Kleidern und Schuhen. Diese Markenprodukte könnten sie sich als Neuware nicht leisten.
Anforderungen an Hersteller und Händler
Um vom rasant wachsenden Secondhandsegment zu profitieren, versuchen viele Marktteilnehmer ihre Marktpotenziale durch Kooperationen, Investitionen und Übernahmen zu nutzen, sagt Dr. Christian Wulff, Consumer Markets Leader PwC Deutschland und EMEA.
Parallel dazu baut die Europäische Union (EU) zusätzlich regulatorischen Druck auf. Die Modebranche reagiert flexibel auf die EU-Strategien für nachhaltige und kreislauffähige Textilien. Hersteller und Händler müssen den Warenkreislauf vom Design über das Recycling bis zur Entsorgung von Textilien neu denken.
Secondhand-Mode: Günstige Marktprognose
Vor allem online wird das Secondhand-Modesegment in den kommenden Jahren weiter stark wachsen. Im Jahre 2022 lag das Volumen des Onlinehandels weltweit bei 112 Milliarden Euro. Nach der Prognose der PwC-Experten werden es 2025 bei einer Wachstumsrate von 16 Prozent pro Jahr rund 184 Milliarden Euro sein. Mode dürfte etwa fünf bis sechs Milliarden Euro zum Marktvolumen beisteuern. Konsumentinnen bevorzugen dabei, so die Trendforscher, für ihren Secondhand-Kauf Online-Plattformen.
Secondhand-Mode: Vier Geschäftsmodelle
Vier Geschäftsmodelle sind im Entstehen. Anbieter nutzen Online-Verkaufsplattformen: Hier können Kundinnen direkt verkaufen und voneinander kaufen. Oder als Vermittler auf verwaltete Plattformen verweisen. Spezialisierte Technologie-Anbieter helfen hier den Einzelhändlern, indem sie die Prozesse beim Wiederverkauf steuern. Erfolgversprechend und einfach ist der Weg einer Partnerschaft mit einer Plattform, erläutert Dr. Christian Wulff, PwC Deutschland.
Secondhand-Mode: Wer betreibt Online-Handel?
Das E-Commerce-Unternehmen AboutYou kooperiert seit Juli 2023 mit dem Online-Spezialisten für Secondhand Momox Fashion. So kann es seinen Kunden ein viermal größeres Angebot an gebrauchter Mode im Onlineshop bieten.
Ein zweites Beispiel: Tchibo kooperiert seit Juli mit Sellpy. Mode aus dem einstigen Mietservice Tchibo Share werden fortan in einem Online-Popup-Shop über Sellpy in Deutschland verkauft.
Folgende Anbieter sind auf dem Markt
Sellpy – seit Mai 2021. Geht in zwanzig Ländern auf den Markt. H&M hat seit 2019 mehr als 20 Mio. investiert. Hält insofern somit rund 70 Prozent der Anteile. 2021 ging H&M in 20 westeuropäischen Ländern online.
Etsy – seit Juni 2021. Übernimmt Depop, eine Secondhand-Plattform für Mode und Accessoires.
Mytheresa – seit August 2021. Arbeitet mit Vestiaire Collective zusammen. Ziel der Zusammenarbeit ist es, den Luxuskundinnen von Mythesa einen Wiederverkaufsservice anzubieten und das Konzept der Kreislaufwirtschaft zu stärken.
Vestiaire Collective – März 2022. Übernimmt den amerikanischen Konkurrenten Tradesy.
Vinted (ehemals Kleiderkreisel) im Juli 2022. Europaweit über 550 Mio. Modeartikel. Erwirtschaftet 2022 einen Umsatz von über 370 Mio. Euro. Gibt Übernahmeangebot für Rebelle ab.
C&A – seit September 2022. Baut Zusammenarbeit mit Carou aus.
Zalando – seit Dezember 2022. Stellt Zircle App ein. Unter Pre-owned gibt es Zalando.de bereits schon seit Herbst 2020.
Peek & Cloppenburg – seit März 2023. Eröffnet Conscious-Store. Integriert ist eine Konzessionsfläche von Vintage & Rags. Hier gibt es Secondhand T-Shirts und Hoodies aus den USA.
Inditex – Mai 2023. Plant Roll-Out der Zara-Secondhand-Plattform. Erfolgreich ist sie bislang in Großbritannien. Im Jahr 2023 soll die Plattform auch in Spanien, Frankreich und Deutschland etabliert werden.
Mädchenflohmarkt – Juni 2023. Nach der Insolvenz wurde im August 2023 ein neuer Investor für Mädchenflohmarkt gefunden. AboutYou hatte die bestehende Kooperation 2020 beendet.
AboutYou – Juli 2023: kooperiert mit Momox Fashion. Bietet damit ein viermal größeres Angebot an gebrauchter Mode an.
Momox Fashion listet in Deutschland mehr als eine Mio. Modeartikel aus mehr als 2000 Marken. Gekauft wurden bislang 18 Mio. Kleidungsstücke von 8000.000 Kundinnen. 2022 beläuft sich der Umsatz auf 66 Mio. Euro.
Tchibo – Juli 2023. Kooperiert mit Sellpy. Darüber wird Mode aus dem einstigen Mietservice Tchibo Share fortan über Sellpy in Deutschland verkauft.
Generation GenZ
GenZ: Junge Menschen, eine Generation, geboren zwischen 1995 und 2010. Sie folgt auf Generation Y. GenZ ist die erste Generation, die mit dem Smartphone aufgewachsen ist. Diese jungen Menschen sind meist technik-affin, immer online und vor allem gesundheits- und umweltbewusst. Sie nutzen Textnachrichten und Social-Media-Plattformen wie Twitter (X), Instagram, WhatsApp, YouTube und TikTok.
Vertiefende Informationen:
Quelle: PwC, Pressemitteilung vom 07.09.2023
Graphiken: PwC
TV-Beitrag: WISO: Das Geschäft mit Second Hand Mode vom 20.11.2023
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