Freiraum denken

„Die grüne Lüge“ – Dokumentarfilm mit bissigem Humor

7. Mai 2018

„Die grüne Lüge“ – Dokumentarfilm mit bissigem Humor


Atemberaubend wirkt dieses Abendkleid auf der Gala, bei der alle Männer elegante schwarze Anzüge tragen. Die Gastgeberin lässt tief blicken – sehr tief. Genau das tut Werner Boote dann auch vor laufender Kamera und kommentiert sein rein männliches Entzücken über diese freizügige Garderobe mit sehr galantem, gewitztem Charme, garniert mit waschechtem Wiener Schmäh. Der Filmregisseur spricht mit der blonden, offenherzigen Dame so, als ob er sie gut kennt. Diese Frau hat es geschafft, hunderte schwerreiche Wirtschaftsvertreter hier in einem prunkvollen Saal zu versammeln.

Filmautoren bei der Arbeit
Kathrin Hartmann, Werner Boote und Dame mit Dekolletee Foto: wernerboote.com

Entlarvendes Plaudern vor der Kamera

Bei dieser Gala werden Großkonzerne für ihr Umweltengagement ausgezeichnet. Doch die Preisverleihung als solche interessiert weder Werner Boote noch Kathrin Hartmann, dessen kongeniale Partnerin im Film. Die Buchautorin und der Regisseur plaudern lieber vor laufender Kamera geistreich mit einem der Gäste, einem betagten, aber hellwachen und erfolgreichen Manager. Der beteuert routiniert, wie sauber sein Konzern angeblich arbeitet und wie nachhaltig dessen Produktionskette angelegt sei.

Verkohlte Baumstümpfe statt Regenwald

In einer späteren Szene klettern Kathrin Hartmann und Werner Boote mühsam durch eine endlose Wüste aus schwarz verkohlten Bäumen, vielmehr deren übrig gebliebene Stümpfe. Ganz hinten am Horizont sind noch zwei oder drei große Bäume zu sehen, ein kümmerlicher Rest vom zerstörten Regenwald, der hier seit Menschengedenken gewachsen ist. Die Filmemacher zeigen damit sehr deutlich, wie skrupellose Großkonzerne mit solchen Brandrodungen ihren Profit maximieren, während sie nach außen behaupten, die Umwelt zu schonen. Sie zerstören dabei nicht nur Natur, sondern auch den Lebensraum indigener Menschen – und das nachhaltig.

Der Filmregisseur von „Die gruene Luege“ mitten im verbrannten Regenwald Foto: ea-Film_Dominik_Spritzendorfer
Werner Boote in verkohlter Baumwüste, Foto: ea-Film_Dominik_Spritzendorfer

Lachen über den ganz normalen Wahnsinn

Das ist erschütternd. Trotzdem muss man bei diesem Film immer wieder lachen. Denn Hartmann und Boote kabbeln sich bei dieser Dokumentation ständig in sehr witzigen Dialogen, mit klar verteilten Rollen. Hartmann empört sich, Boote spielt den konsumgeilen Genussmenschen. Dadurch wird die Kluft zwischen unser aller Umweltbewusstsein und unserem eigenen Konsumverhalten wunderbar deutlich.

Autoren von „Die gruene Luege“ mit einem Vertreter der indigenen Bevoelkerung Foto: wernerboote.com
Kathrin Hartmann und Werner Boote und Terena Häuptling Foto: wernerboote.com

Autorin und Regisseur live im Rio Filmpalast

Auch auf der Bühne im Rio Filmpalast, vor dem roten Vorhang, frotzeln sich die Buchautorin und der Filmregisseur nach dem Film auf sehr charmante und witzige Art an. Das Publikum dankt es den beiden mit Bewunderung – zu Recht. Ihr Film „Die grüne Lüge“ zeigt, dass Konzerne ihre Kunden oft in die Irre führen, indem sie sie permanent belügen. Er bringt die Zuschauer über Humor zum Nachdenken. Denn das, was unser Lebensstil dem Planeten antut, ist im wahrsten Sinne des Wortes – atemberaubend.