Die Stadt München unterstützt Gründer*innen. Wolfgang Nickl, Sprecher des Referats für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München, koordiniert die Angebote. Im Interview erklärt er, wie diese Hilfen konkret aussehen und wie sich die Pandemie auf die Gründerszene auswirkt.
Herr Nickl, wie unterstützt das Referat für Arbeit und Wirtschaft Gründer*innen in München?
Das Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW) hat ein Bündel von Maßnahmen und Aktivitäten entwickelt, um Gründer erfolgreich an den Start zu bringen. Das reicht von der Gründungsberatung im Münchner Existenzgründungsbüro (MEB) über die Unterstützung beim Crowdfunding bis hin zur Schaffung von kostengünstigen Flächen für Start-ups.
So ist das RAW zum Beispiel am Münchner Technologiezentrum (MTZ) und am Munich Urban Colab (MUC) beteiligt. Alle Maßnahmen hier aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Interviews sprengen. Wer sich informieren möchte, findet alle unsere Angebote unter der Adresse: www.muenchen.de/gruendung
Welche Förderungen gibt es?
Das Referat für Arbeit und Wirtschaft bietet verschiedene Programme an. Dazu gehört das Förderprogramm Crowdfunding-Kampagnen, das die Möglichkeit einer finanziellen Unterstützung für alle Kreativleistungen rund um das Crowdfunding bietet.
Gründer benötigen Fläche. Zum Beispiel im Technologiezentrum oder im Munich Urban Colab. Der Campus-Charakter dieser beiden Projekte ist gerade bei Tech-Gründungen hilfreich. So werden Gemeinschaftsräume, Makerspaces oder teure Maschinen geteilt.
Welche Hilfen bieten Sie außerdem an?
Das RAW beteiligt sich an Netzwerken und öffnet Gründern den Weg zu einer guten Vernetzung. Beispiele dafür sind die Plattform munich-startup.de, aber auch der Münchner Gründerpreis, der während der Bits & Pretzls vom Referenten für Arbeit und Wirtschaft verliehen wird.
Frauen gründen anders. Deshalb unterstützt das Referat für Arbeit und Wirtschaft auch die Servicestelle guide, die speziell für Gründerinnen Unterstützung anbietet.
Für die Kultur- und Kreativwirtschaft steht ein eigenes Kompetenzteam zur Verfügung, das Beratung, Vernetzung sowie Hilfe bei der Suche und Schaffung von Flächen bietet. So konnte im Ruffinihaus eine gesamte Etage für diesen Wirtschaftszweig zur Verfügung gestellt werden. Start-ups können die Marktfähigkeit ihrer Produkte in Läden im Ruffinihaus oder im Rathaus erproben.
Wie hat sich die Corona-Krise auf die Zahl der Gründungen in München ausgewirkt?
In München wurden in den Jahren 2020 und 2021 jeweils mehr Gewerbe angemeldet als abgemeldet. Der Saldo ist also positiv. Wie viele Gründungen neu am Markt sind, lässt sich aus dem vorhandenen statistischen Material nicht herauslesen. Klar ist indes: Die Corona-Krise geht nicht spurlos an den Start-ups vorüber.
Die Berater von PwC haben den Einfluss auf Münchner Start-ups untersucht. Demnach klagen 78 Prozent der Münchner Start-ups darüber, dass die Pandemie ihre Geschäfte negativ beeinträchtigt. Start-ups leiden unter dem Umsatzrückgang und sehen den Vertrieb und die Kundenentwicklung als große Herausforderungen. Sie haben es zunehmend schwerer, an Kapital zu kommen.
Jedes zweite Start-up sieht in der Kapitalbeschaffung derzeit eine der größten Hürden. Zwei Drittel haben laut PwC bereits staatliche Unterstützungsmaßnahmen in Anspruch genommen. Sie mussten auf die Corona-Soforthilfen (40 Prozent) und das Kurzarbeitergeld (33 Prozent) zurückgreifen.
Weitere Gründungsgeschichten finden Sie hier im Magazin in den Beiträgen „Das Gegenteil von Angst ist Lust – Zwei Gründerinnen machen Mut zur Selbständigkeit“, „Lebenswerte Stadt“ und in „Mit Mut und Herzblut durch die Krise.“