Fake News, Selbstzerstörung, Normalität und Wassertropfen
Eine Ausstellung der Eres Stiftung widmet sich dem Begriff „Eiskalt“ in seiner Doppeldeutigkeit: als Naturphänomen und als Seelenzustand
Splitternackt schwebt die Künstlerin Sigalit Landau vor dem Betrachter. Am Strand von Tel Aviv, mit einem Hula-Hoop-Reifen aus Stacheldraht um den Bauch kreisend. An die Wand gebeamt in einer endlosen Videoschleife, bei der auch der Hartgesottenste nach 15 Minuten nicht mehr hinschauen mag. Dieser Anblick lässt keinen kalt. Die Arbeit der Performance-Künstlerin ist ein gelungenes Werk der mit nur 14 Exponaten zwar kleinen, aber feinen Ausstellung „Eiskalt“ in der Eres Stiftung.
Kurator Stefan Huber ist es gelungen, ein Bild des gesellschaftlichen Status quo zu zeichnen. Die Schau thematisiert die dunkle Seite der politischen Macht, den Klimawandel und Fake News genauso wie die durch menschliche Ohnmacht hervorgerufene Resignation, Aggression oder Selbstzerstörung.
Weniger dramatisch als das Kunsterk von Sigalit Landau, wirkt ein Kühlschrank in der hinteren Ecke einer der Räume. Eine Installation von Mathias Kessler. Schrank und Fach stehen offen. Die Eisschicht darin nennt sich „Eismeer“ und erinnert an das gleichnamige Gemälde des Malers Caspar David Friedrich. Im Getränkefach stehen Tannenzäpfle-Biere, sorgfältig aufgereiht. Der Kühlschrank lädt nicht zum Trinken ein, sondern zum Nachdenken.
Wie passend, das gleich um die Ecke geschmolzenes Wasser auf dem Fußboden Tropfen zu bilden scheint. Das aus Kunstharz, von Hermann Pitz gegossene Werk, GOCCIE D’AQUA, steht im zentralen Raum der Ausstellung . Wasser in all seinen Aggregatzuständen begegnet einem in den Räumen.
In der Ausstellung erwartet den Besucher Fotografiertes, Gemaltes, Gezeichnetes und Gegossenes. Am Ausgang findet sich ein geschnitztes Memento Mori. So klein, dass man es fast übersieht.
Sehenswert!
Foto Raumansicht: Thomas Dashuber
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