Wer hätte es gedacht? Die Förderung des Breitbandausbaus geht in Bayern deutlich langsamer voran als zuvor großspurig angekündigt.
Kommentar von Manuel Greil
Vielleicht ist ja auch alles nur ein großes Missverständnis. Ein gerissener Plan. Bayern hängt in Sachen Breitbandausbau weit zurück. Ja, die Zahlen sind ernüchternd: Das bayerische Finanzministerium bestätigt auf eine Anfrage der Grünen, dass drei Jahre nach dem Start des Förderprogramms nur die Hälfte der avisierten 1,5 Milliarden Euro von den Kommunen beantragt wurde. Lediglich knapp ein Viertel wurde tatsächlich ausgezahlt. Somit haben 722.000 Haushalte von der Förderung profitiert.
Haben sie das wirklich? Wenn alles wie geplant verläuft, sollen am Ende 98 Prozent der Haushalte einen Internetanschluss mit mindestens 30Mbit/s haben. Nun ist das nur dann rasend schnell, wenn man technisch noch im Jahr 2007 lebt. Heutzutage schafft das LTE-Netz der Telekom bereits locker bis zu 300 MBit/s. Da die EU den eigentlich interessanten Glasfaserausbau mit Gigabit-Geschwindigkeit nur in Gemeinden fördert, die noch keinen 30 MBit-Anschluss haben, stößt die Söder‘sche Breitbandoffensive nun vielerorts auf wenig Gegenliebe.
Digitale Konkurrenz
Gerade Unternehmen sind dringend auf schnelle und zuverlässige Breitbandanschlüsse angewiesen. Bereits die Konkurrenz aus Österreich kann digital davonziehen. Vom internationalen Vergleich ganz zu schweigen. Während München oder Nürnberg aus allen Nähten platzen und ländliche Regionen daher von mehr gewerblicher Ansiedlung profitieren würden, zieht es viele Unternehmen der Digitalbranche aus gutem Grund in die breitbandversorgten Großstädte.
Der Grünen-Abgeordnete Markus Ganserer hat recht. Gemeinden werden in den „schnellen Ausbau des langsamen Internets getrieben“. Und wer einmal mit einem 30Mbit-Anschluss gesegnet ist, muss unter Umständen Jahrzehnte auf den begehrten Gigabit-Anschluss warten. Denn eine weitere Förderung ist bis dato nicht in Sicht.
Es ist klar, dass der bayerische Finanzminister Albert Füracker (CSU) dieser Kritik widerspricht. Alles liefe auf Hochtouren. Am Ende stellt sich die Frage, ob das nicht alles Teil eines ausgefuchsten Plans sein könnte: die Entschleunigung der drohenden Digitalisierung.
Header-Bild: Markus Spiske, Unsplash; Fotocitizen, Pixabay
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