Heutzutage ist Bio eine Lebenseinstellung und die Menschen, die zu Erzeugnissen aus ökologischem Anbau greifen, blicken hinter die Kulissen. So wie Hans Hohenester, der einen Biohof in Altdorf, Landkreis Landshut betreibt. Der Bio-Bauer ist Präsidiumsvorsitzender des Öko-Anbauverbands Naturland und erklärt, warum er sich für die ökologische Landwirtschaft entschieden hat.
Hans Hohenester auf seinem Biohof in Altdorf
Foto: Sebastian Mittermaier
Herr Hohenester, was bedeutet ökologische Landwirtschaft?
Das ist ganz einfach. Es wird auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln sowie auf mineralischen Stickstoffdünger verzichtet. Dadurch schützt man Wasser und Klima. Außerdem gehört der wechselnde Anbau verschiedener Kulturen dazu, also die Änderung der Fruchtfolge, wodurch die Bodenfruchtbarkeit erhöht wird.
Und deshalb haben Sie auf Öko-Landwirtschaft umgestellt?
Ja, wir wollten nachhaltig wirtschaften, im Sinne von Bodenschutz, Artenschutz. Wir haben Verantwortung für die nächsten Generationen. Deshalb haben wir unseren Hof vor 25 Jahren umgestellt. Damals war ich in der katholischen Landjugendbewegung in Bayern. Wir standen dem Einsatz von Chemie in der Landwirtschaft kritisch gegenüber.
War die Umstellung einfach?
Das Ganze war mit hohen Kosten verbunden. Der komplette Hof wurde peu a peu angepasst, sprich, neue Lager und der Umbau der Ställe. Wir haben begonnen Kartoffeln anzubauen. Vorher waren wir ein reiner Schweinemastbetrieb.
Die Tierhaltung gehört also auch unter den Begriff ökologische Landwirtschaft?
Natürlich, Wir verzichten auf prophylaktische Medikamentierungen. Zudem halten Öko-Bauern ihre Tiere artgerecht. Dadurch wird schon durch die Stallhaltung das Risiko für Erkrankungen minimiert. Ein Bio-Schwein hat drei Mal mehr Platz, als ein kommerzielles Schwein.
Wie unterscheidet sich das Fleisch ihrer Schweine vom Fleisch aus Massentierhaltung?
Bei uns ist mehr intramuskuläres Fett drin. Dadurch wird das Fleisch etwas safthaltender und geschmackvoller. Ansonsten sind die Tiere vitaler, das Fleisch kommt im Grunde von glücklicheren Tieren.
Glücklichere Tiere?
Ja, sie sind weniger mit Keimen belastet, weil sie auch an der frischen Luft sind. Dadurch gibt es weniger Atemwegs- und Verdauungserkrankungen. Auch, weil die Tiere sich bewegen.
Also leben die Verbraucher durch das Fleisch der glücklichen Schweine gesünder?
Nicht nur durch das Fleisch. Wenn weniger Chemikalien auf die Felder kommen, gelangen weniger Gifte ins Grundwasser. Bedenklich ist, dass im Landkreis Landshut, Hohenthann, wo es die höchste Schweinedichte in Bayern gibt, das Grundwasser schon sehr schlecht ist und Herbizide festgestellt worden sind. Dadurch können sich die Tiere mit Keimen infizieren. Irgendwann gibt es Keime, die multiresistent sind und dann bei uns auf dem Teller landen. Unser Fleisch ist, von Ökotest nachgewiesen, frei von Keimen. Darauf lege ich Wert.
Wie wichtig ist Ihnen Nachhaltigkeit?
Es ist das Schlüsselthema überhaupt. Der ökologische Anbau muss schneller und stärker vorangetrieben werden, um gesamtgesellschaftliche Herausforderungen wie Kohlendioxid Emissionen, Ressourcenschutz und Artenschutz zu meistern und gesunde Lebensmittel zu bekommen.
Kann man sich Ihrer Meinung nach als Geringverdiener trotzdem gesund ernähren?
Ich denke schon. Ich würde dazu raten in den Hofläden einzukaufen. So ein Direktverkauf ist immer günstiger als die Ware im Supermarkt. Auch das Fleisch ist deutlich billiger, da man das Verpackungspfand nicht mit bezahlt. Das sind bis zu 80 Prozent Unterschied.
Glückliche Schweine mit viel Bewegungsfreiheit
Warum haben viele Endverbraucher trotzdem das Gefühl, Produkte von deutschen Ökobauern seien teuer?
Das liegt daran, dass genmanipulierter Mais in der Europäischen Union mittlerweile zulässig ist. Aus diesem Grund müssen Ökobauern teure Untersuchungen vornehmen lassen. Ein GVO-Freiheitszertifikat bescheinigt, dass keine gentechnisch veränderten Organismen ins Tierfutter oder aufs Feld gelangen. Das spürt dann leider auch der Endverbraucher an der Kasse.
Wie sieht Ihrer Meinung nach unsere Erde in 50 Jahren aus, wenn die Menschen nicht schnellstens umdenken? D.h. mit Natur und Tieren sorgsam umgehen?
Wie soll sie denn aussehen, wenn das Artensterben weitergeht und die Ressourcen übernutzt sind? Das führt zwangsläufig zu Verarmung, zu Verwahrlosung, zu massiven sozialen Problemen in den Gesellschaften und zwischen den Staaten. Das endet meiner Meinung nach in kriegerischen Konflikten. Zugang zu sauberem, gesundem Trinkwasser wird weltweit seltener. Menschen werden aus den Gebieten auswandern, weil sie keine Lebensgrundlage mehr haben und große Mächte werden um fruchtbares Land kämpfen, um ihre Bevölkerung zu ernähren. Die Bevölkerung steigt, aber die Ressourcen nicht.
Haben Sie einen Wunsch an unsere Politiker?
Ja, dass in Bayern das umfängliche Umstellungs-und Entwicklungsprogramm durchkommt, nachdem wir 2020 doppelt so viele Ökohöfe in Bayern haben. In Bayern haben heuer bereits 800 Betriebe Antrag auf Umstellung gestellt. Das ist bereits ein Erfolg.