Die katholische Kirche sucht händeringend Personal. Mit dem Diakonat für Frauen könnte sie nicht nur das Thema Gleichberechtigung angehen, sondern auch das Personalproblem lösen. Leicht hat es die katholische Kirche im Moment nicht. Sie tut sich hart mit der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle und dem Bewilligen der Schmerzensgelder. Die Aufklärung sei ein fortlaufender Prozess, betont der Trierer Bischof Stephan Ackermann, der Missbrauchsbeauftragte der deutschen Bischöfe. Doch es gibt noch andere Themen, die der katholischen Kirche schwer zu schaffen machen. Nicht nur, dass sie mit steigenden Austrittszahlen kämpft: Es fehlt schlicht an eigenem Personal.
Um dieses aufzustocken, hält der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, die Erlaubnis zum Diakonat für Frauen nicht für ausgeschlossen. Dazu muss man wissen: Die Weihe zum Diakon gibt es heute schon. Sie ist eine Vorstufe auf dem Weg zum Priesteramt. Allerdings können diese Weihe nur Männer erhalten; immerhin auch verheiratete. Als sogenannte Ständige Diakone können diese Aufgaben im Gottesdienst und in der Seelsorge übernehmen: Sie assistieren dem Priester in der Messe, können das Evangelium verkündigen und predigen. Sie können die Taufe spenden, kirchliche Trauungen und Begräbnisfeiern leiten, Wortgottesdienste feiern, die Kommunion und Segnungen spenden. Ein sogenannter „Indult“, ein Gnadenerlass von höchster Stelle, wäre allerdings nötig, damit sich Frauen als Diakonin in der katholischen Kirche engagieren können.
Doch lösen sich damit die Personalprobleme der katholischen Kirche? Und kommt dies wirklich den Frauen entgegen, die sich in der katholischen Kirche einbringen wollen? Georg Bätzing sieht die Gleichberechtigung als wichtigste Herausforderung seiner Amtszeit. „Die Kirche wird weiter an Glaubwürdigkeit verlieren, wenn wir nicht zur Gleichberechtigung von Frauen und Männern kommen“, betont die Tübinger Theologin Johanna Rahner. Sie fordert generell eine größere Wertschätzung und mehr Mitbestimmung für Frauen in der katholischen Kirche. Die Öffnung des Diakonats für Frauen kann also nur ein erster Schritt sein hin zur Gleichberechtigung der Geschlechter in der katholischen Kirche.
Neuinterpretation des Diakonenamtes
Ein Schritt in die richtige Richtung könnte auch der Vorschlag des Münchener Dogmatikers Gerhard Gäde sein. Er will eine Neuinterpretation des Diakonenamtes: Statt es dem Priesterdienst unterzuordnen, könnte es ihm bei- oder nebengeordnet werden. Dringend nötig hätte die katholische Kirche eine Überarbeitung ihres Frauenbildes. In eigener Sache.
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Bildnachweis: Alle Fotos stammen von Carmen Weber