Das Frauendiakonat wäre eine Lebensversicherung für die katholische Kirche. Die Konservativen in der Kurie müssen das einsehen, bevor es zu Alleingängen kommt. Deutschlands Bischöfe jedenfalls scheinen dieses Amt nun einführen zu wollen.
So hat Georg Bätzing, Bischof von Limburg und neugewählter Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, eine Sondererlaubnis für ein Frauendiakonat ins Gespräch gebracht. Ein solches Arrangement wäre in der Tat ein guter Schritt – ein erster – hin zur Gleichberechtigung von Frauen in der katholischen Kirche. Aus der Sondererlaubnis könnte nach praktischer Bewährung schon bald eine Regel werden. Gegen eine Politik der kleinen Schritte ist daher nichts einzuwenden – falls diese Schritte denn auch stetig vorwärts gehen. Man kann von einer Institution, die sich seit zweitausend Jahren als Wächterin des wahren Glaubens versteht, nicht erwarten, jeder Mode nachzugehen. Das muss, das soll sie nicht tun. Die katholische Kirche ist in ihrem Markenkern eine konservative Kraft.
Allerdings: Bei der stärkeren Einbindung von Frauen nicht nur in die Gemeindeverwaltung, sondern auch in geistliche Ämter, geht es keineswegs darum, mit der Tradition zu brechen. Es geht vielmehr um die lange überfällige Ablegung patriarchaler Rollenbilder, die sich nur schwer theologisch rechtfertigen lassen. Vor allem geht es um das Überleben der Kirche selbst. Im Jahr 2018 ließen sich in Deutschland nur noch 60 Männer zu Priestern weihen. Das zeigt eindrücklich: Die Kirche ist auf Frauen in Amt und Würden angewiesen – ebenso, wie auf Verheiratete.
Bätzing hat zu einem „kraftvollen Auftreten“ aufgerufen, um die deutsche Position gegenüber Rom zu vertreten. Dazu müssten Bischöfe und Laien zusammenstehen. Das ist richtig und wichtig: Nur im Schulterschluss von Klerus und Gemeinde entsteht lebendige Kirche. Und nur in entschlossener Gemeinsamkeit können den Reformverweigerern in der römischen Kurie Zugeständnisse abgetrotzt werden. Denn eines müssten die Erzkonservativen eigentlich noch mehr fürchten als den vermehrten Kirchenaustritt unzufriedener Gläubiger: Nationale Alleingänge frustrierter Bischöfe und ihrer Gemeinden, die die Zukunft ihrer Kirche in Gefahr sehen.