Ende letzten Jahres sagte meine Freundin Karin beiläufig zu mir: „Wie schön, das nächste Jahr steht im Zeichen des Mondes und dann heißt Du auch noch wie die dazugehörige Göttin. Du wirst sehen: Das wird dein Jahr.“

Nein, nicht wegen Lady Di oder Diana Ross – ich heiße Diana weil meine Eltern die Figur der römischen Göttin der Jagd und des Mondes fasziniert hat. Kämpferisch und doch sanft. Und nun ist dieses bis jetzt sehr verwirrende Jahr also das Jahr des Mondes. Eigentlich ist es doch das Corona-Jahr. Bis jetzt. Jeden Tag. Oder?

Mond oder Corona – oder beides?

Was Corona bedeutet erfahren wir derzeit alle: Social Distancing, Home Schooling, Gardening und Langeweiling, nicht zu vergessen Toiletpaperhamstering. Aber das Jahr des Mondes? Was ist denn das? Keine Ahnung warum ich heute Morgen mit diesen Gedanken aufwache. Vielleicht ist das Mondjahr schöner als das Jahr des Corona? Dann nehmen wir doch lieber das! Diana, so ein Unsinn, ermahne ich mich streng. Eine gewisse Empathie besitze ich zwar, aber eigentlich bin ich doch eher der kognitive Typ, denke ich. Obwohl, immer wieder erwische ich mich dabei, Horoskope zu lesen und irgendwie passt das auch ganz gut, was die da über den Widder schreiben. Aber das geht ja jetzt doch zu weit. Kühler Kopf, heißer Kaffee. Zähneputzen. Duschen. Zu spät. Die Neugier siegt. Was hatte Karin gesagt? Über die Bedeutung des Mondes, für was er steht? So mit Familie und Gefühlen und Zuhause? Astrologie versus Wissenschaft. Mond versus Corona. Schließt sich das aus? Oder bedingt das eine das andere? Oder haben wir einfach beides?

Das Jahr des Mondes – aber was bedeutet das?

Natürlich klappe ich mein Laptop auf und suche. Aha, auch Astrologen verfügen über sehr professionelle Websiten mit richtig viel Content. Auf verschiedenen Seiten finde ich ähnliche Informationen. Nämlich, dass aus astrologischer Sicht jedes Jahr von einem anderen Planeten beeinflusst wird. War es 2018 die Venus, im letzten der Merkur so ist es in diesem, wie auch schon 2013, der Mond. Zurückzuführen sei dies auf das Volk der Chaldäer, die ersten Himmelsbeobachter ungefähr im 7. Jahrhundert vor Christus. Alles klar. Das Mondjahr begann am 21.3.2020, als die Sonne auf 0 Grad im Widder stand. Das verstehe ich jetzt nicht mehr – muss ja auch nicht.

Es wird gefühlvoll

Jetzt wird´s wieder spannend, dem Mond wird nämlich so einiges zugeschrieben: das Weiblich-Mütterliche, der Gefühlsbereich, Familie und Freundeskreis, das Zuhause und die Heimat. Das meiste was ist da lese haben Astrologen Ende letzten Jahres auf ihren Websiten veröffentlicht – und jetzt hocken wir tatsächlich alle daheim. Ich checke Website um Website und finde immer wieder dieselben Begriffe. Die Rückbesinnung auf die Familie, die Fürsorge, die ideellen Besitztümer. Haben die sich abgesprochen? Schon spooky irgendwie.

Kann ja wohl nicht sein!

Statue der Diana – Göttin der Jagd und des Mondes

Soziale Intelligenz und emotionale Zufriedenheit. Teamfähigkeit und der Einklang von Körper und Geist. Gesunde Ernährung und körperliche Bewegung. Jetzt ist Schluss! Ich muss was anderes machen. Laufen oder kochen. Ich bin schon voll drin im Mondjahr … hier in meiner kleinen Enklave zwischen Küche und Garten, Laptop und Couch. Mit meinen 3 Männern und 2 Katern im Haus. Ich, als einzige Frau und Mutter. Als Göttin des Mondes. Als Diana.

Kurzerhand probe ich den Aufstand gegen das Mondjahr und die Corona-Harmonie zuhause. Schließlich bin ich auch die Göttin der Jagd! Gut, eher mit Worten als mit Pfeil und Bogen. Deshalb zücke ich die verbale Waffe und beschließe, meinen Sohn anzumaulen, warum er seine Matheaufgaben noch nicht gemailt hat, meinen Mann, warum die Küchen schon wieder aussieht wie bei den Hottentotten und den Kater, warum schon wieder ne halbe Maus auf dem Abstreifer liegt. So, geht doch! Dann verziehe ich mich mit Bier und Chips auf die Couch und gucke Markus Söder in der Pressekonferenz. Euch zeig ich´s! Egal ob Corona oder Mond, nicht mit mir! 10 Minuten später ist mir schlecht. Von den Chips und dem Geschwafel. Fühlt sich falsch an. Im Jahr des Mondes. Als Göttin des Mondes. Als Diana.

Sich sträuben hilft auch nicht

Meine Gedanken schweifen ab. Ist Corona jetzt doch astrologisch vorhergesagt? Woher wissen die sowas? Unterliegen wir etwa der Bedeutung des Mondjahres? Gibt es etwas zwischen Himmel und Erde, das wir nicht beeinflussen können und das mächtiger ist als wir? Das uns zur Innenschau und zur Entschleunigung zwingt? Wirft uns das nun zurück oder bringt uns das weiter? Hilfe, was ist los mit mir?

Ich schalte den Fernseher aus, schmeiße die Chips in den Müll und höre genau was meine Freundin Karin mit diesem wissenden Lächeln jetzt sagen würde: „Siehst Du, Diana.“

Auch wenn sich alles in mir sträubt, gebe ich mich geschlagen und backe Kuchen – für meinen Mann, der hat morgen Geburtstag. Immer dieser Kopf.

 

Beiträge in diesem Magazin:
April, April – Humor nur mit Mundschutz
Das Corona-Abi – Lernen in der Warteschleife
Willkommen in Deinem Mondjahr, Diana
Summ Bienchen Summ

Zur Autorin
Diana Scherer