Der Kampf gegen die Online – Giganten

Ein Interview von Alexandra Ullrich

„Uns geht es um Leidenschaft“ – Wie sich kleine Läden im Münchner Stadtteil Haidhausen gegen Zalando & Co. wehren.

Eine ungewöhnliche Aktion hat im Herbst 2015 in München für Aufsehen gesorgt: Ein Wochenende lang waren die Schaufenster von mehreren Geschäften in Haidhausen komplett mit Packpapier zugeklebt.

Mit Packpapier beklebte Schaufenster

Mit Packpapier beklebte Schaufenster (Fotos: Sabine Doppler)

Dahinter steckt die Aktion der Ladeninhaberinnen Sandra Ohler und Sabine Doppler. Die beiden Geschäftsfrauen suchten nach einer Möglichkeit, Onlineshops und großen Kaufhäusern den Kampf anzusagen. Sie gründeten das Stadtteilkollektiv Buy Local – die lokale Leidenschaft und taten sich mit Gleichgesinnten aus ihrem Stadtviertel zusammen. Mittlerweile vereint Buy Local 48 Läden und Cafés, die mit kreativen Aktionen, einem Kinowerbespot und einem lokalen Stadtplan auf sich aufmerksam machen.

Sandra Ohler und Sabine Doppler erzählen von der Idee des Stadtteilkollektivs.

Sie haben Ihre Schaufenster zugeklebt. Warum?

Sandra Ohler: Was wir mit der ganzen Aktion und der Initiative selbst klar machen wollen ist, dass ein Viertel lebt. Und ein Viertel lebt nicht nur von den ganzen Cafés, sondern auch von kleinen Läden.

Wie reagierten die Kunden?

Sandra Ohler: Erschrocken. Alle, die reinkamen, wollten gleich als erstes wissen, ob wir den Laden jetzt dicht machen.

Sabine Doppler: Auch auf Facebook waren die Reaktionen der Hammer. Das haben wir gar nicht erwartet. Alle haben gesagt, wie toll sie das finden, eben weil der Einzelhandel kämpfen muss: Mit Mieten und mit immer mehr Leuten, die Online bestellen.

Sprechblase Buy Local Haidhausen

Sprechblase Buy Local Haidhausen (Foto: Sabine Doppler)

Was genau sollen solche Aktionen bezwecken?

Sandra Ohler: Es geht um Buy Local – kaufe lokal und unterstütze deine Händler – aber uns geht es auch um die Leidenschaft, die dahinter steckt. Als Kunde hast du ein ganz anderes Einkaufserlebnis, wenn du in einem Laden einkaufst, als wenn du vor dem Computer sitzt und klick klick machst.

Was würde denn im schlimmsten Fall passieren?

Sandra Ohler: Im schlimmsten Fall gibt es in zehn Jahren keine Läden mehr, weil es sich dann keiner mehr leisten kann, einen Laden zu führen, weil keiner mehr etwas kauft.

Kaufen Sie niemals etwas Online?

Sandra Ohler: Klar, wir kaufen alle mal etwas Online, aber eben nicht nur. In unseren Läden finden dagegen noch Gespräche statt, die Kunden bekommen eine gute Beratung und wenn mal etwas nicht vorrätig ist, dann wird es von uns besorgt. Es geht hier ja um das gesamte Einkaufserlebnis.

Ist Onlineshopping ein rotes Tuch?

Sandra Ohler: Online kaufen ist jetzt nicht unbedingt böse. Aber wenn diese Bequemlichkeit überhandnimmt und wir hier nur Zalando- und Amazonpakete annehmen, dann wollen wir das nicht unterstützen. Dabei haben wir manchmal genau die gleiche Ware sogar im Laden.

Was meinen Sie genau?

Sabine Doppler: Die Menschen müssen sich einfach überlegen was sie machen und was da ins Rollen kommt. Und mit Onlineshopping schaden die Kunden wirklich dem Einzelhandel und das fängt natürlich bei den kleinen Läden an. Aber diese Läden und Cafés tragen ganz stark dazu bei, dass ein Viertel lebt.

Nehmen Sie noch Pakete im Laden an?

Sabine Doppler: Wir nehmen grundsätzlich keine Pakete mehr an. Kein Amazon, kein Zalando, Kein H&M. Die sollen alle zur Post gehen. (lacht).

Mitglieder des Stadtteilkollektivs

Mitglieder des Stadtteilkollektivs (Fotos: Sabine Doppler)

Die Kinowerbung war ja vermutlich nicht ganz günstig. Wie finanzieren Sie solche Aktionen?

Sabine Doppler: Wir teilen die Kosten durch 48. Alleine, als einzelner Laden, wäre die Kinowerbung zum Beispiel nicht möglich gewesen, aber durch 48 geht das dann.

 

Sind seit „Buy Local“ die Verkaufszahlen gestiegen?

Sandra Ohler: Nicht wirklich. Das wäre zwar total toll, wenn die Leute genau auf diese Initiative hin herkommen würden, aber ich persönlich kann das jetzt nicht sagen.

Sabine Doppler: Das lässt sich schwer messen. Wenn es mal gut läuft, dann weiß man einfach nicht, ist es jetzt aufgrund dessen oder ist irgendwo etwas anderes gewesen.

Haben Sie einen Tipp für andere Ladenbesitzer?

Sandra Ohler: Der Zusammenschluss ist das Wichtigste. Wenn jeder für sich alleine kämpft, dann kommt er auf Dauer nicht weit. Ich merke auch, seit wir das gestartet haben, ziehen andere nach. Neuhausen und Nymphenburg organisieren sich auch gerade. Das finde ich toll.

Hier gibt es die Kinowerbung von Buy Local zu sehen:

Mehr Infos zu Buy Local  gibt es hierBuy Local – die lokale Leidenschaft