Hier hole ich mir Kraft“, betont ein älterer Besucher. „Ein Kultort“, ergänzen zwei junge Frauen, „geeignet, zur Ruhe zu kommen“. An einem sonnigen Samstagnachmittag ist die tausendjährige Linde neben der Pucher Kirche, im gleichnamigen Stadtteil der Kreisstadt Fürstenfeldbruck, ein beliebter Treffpunkt. Hier lebte im elften Jahrhundert Edigna, eine Königstochter aus Frankreich. Geflohen vor der Zwangsverheiratung lebte sie als Einsiedlerin neben der ursprünglich karolingischen Kirche. Sie soll den Menschen lesen und schreiben beigebracht und Kranke geheilt haben. Um 1600 wurde Edigna selig gesprochen. Noch heute ist die Kirche ein beliebter Wallfahrtsort. Hier zeugen zahlreiche Votivtafeln vom erfolgreichen Eingreifen Edignas bei Unglück und Krankheit.
Alle zehn Jahre finden in Puch die Edigna-Festspiele statt. Dann erzählen die Bewohner die Geschichte der Ortsseligen in einem Theaterstück. Mit über 20 Laienschauspielern aus Puch gelang Marcus Everding in seiner diesjährigen Inszenierung “Ex voto Edigna – was vom Baum blieb” der Sprung vom 11. Jahrhundert in unsere Zeit.
Die positive Ausstrahlung der Wohltäterin ist für mich am unmittelbarsten auf der Bank neben dem uralten, verwachsenen Baum zu spüren. Hier bekomme ich zuverlässig Impulse und Antworten auf die Fragen, die mich bewegen. Meine innere Ruhe finde ich im Schatten der Linde der Seligen Edigna.