Baumschnitt für bessere Luft
An einem trockenen, kalten Januartag ist geschäftiges Treiben rund ums Haus zu hören. Die Gärtner einer Baumschule sind angerückt. Die Bäume unseres Gartens bekommen einen Frühjahrsschnitt. Auf unserem Grundstück befinden sich viele Bäume. Heute geht es ihnen an den Kragen. eine Reportage von Edith Reichenberger
Januar und Februar ist die Zeit für den Frühjahrsschnitt. Er verleiht Busch und Baum eine formvollendete Krone. Die neue Frisur bringt den Saft zum Fließen, fördert den Austrieb neuer Blätter und leistet somit einen wertvollen Beitrag zu besserer Luft.
mehr Info zur Photosynthese des BaumesDie ober- und unterirdische Biomasse eines Baumes ist ein wertvoller Kohlenstoffspeicher. Durch die Photosynthese sind Bäume in der Lage, bereits freigesetztes Kohlenstoffdioxid (CO2) der Atmosphäre wieder zu entziehen. Angesichts des Klimawandels und der Erderwärmung durch das Treibhausgas ist es streng genommen die Pflicht eines jeden Baumbesitzers, die Bäume seines Gartens optimal zu pflegen.
Beschneidung der Klimakönner
Ein Transportkran, ein imposanter Häcksler, ein Transporter mit Anhänger: Baumbeschneidung ist harte Arbeit. Zwei Männer inspizieren auf einem Rundgang durch die Grünanlage Linden, Pappeln, Ulmen, Buchen und die Ahornbäume. Ein buntes Gemisch an Pflanzensorten, die unser Haus nebst Fußwegen umgibt. Dabei bringen sie gelbe Markierungen und rot-weiße Absperrbänder an. Die anderen drei Männer in grünen Overalls bringen die Arbeitsgeräte in Position.
Operation Baumbeschneidung kann beginnen
Aus dem Transporter holt ein Mann mehrere Astscheren verschiedenster Längen, legt diese auf dem Rasen parat, eine neben die andere. Es sieht fast wie bei der Vorbereitung einer Operation in einem OP-Saal aus. Schere, Klammer, Tupfer.
Nach und nach arbeiten sie sich durch unseren kleinen Wald, mitten in München. Die letzten gefiederten Baumbewohner fliehen aufgescheucht in alle Richtungen. Spät dran. Summend fährt der Kran mit den zwei Männern in die Kronen der markierten Bäume, kappen beschädigtes Geäst. Den wintermüden Rasen bedecken bald herabfallende Zweige. Der Transportkorb des mobilen Krans schwankt. Die Männer arbeiten unbeeindruckt weiter und zwicken ab, was erfroren und tot ist. Nach dem Feinschnitt kommt die Säge zum Einsatz.
(Quelle: Youtube © UMWrs )
Ihr Kreischen verkündet das Ende der dickeren, beschädigten Äste. Manche krachen lautstark zu Boden. Zwei Kollegen sichern die Wege und räumen den Baumschnitt zum Häcksler. Die Zweige und Äste türmen sich schon. Die Baumschneider ziehen mit ihrer Tätigkeit die Aufmerksamkeit einiger Passanten auf sich. Ob den Zuschauern wohl bewusst ist, wie wichtig dieser Job für die Umwelt ist? Die Arbeit ist anstrengend. Nach mehr als zwei Stunden sitzen die Männer in ihren einheitlichen Overalls um den Transporter auf dem Rasen und machen Pause. In der warmen Mittagssonne genießen sie ihre Auszeit.
Der Endspurt – an der Höllenmaschine
Jetzt wird es richtig laut. Einer wirft den tosend, kreischenden Häcksler an, der noch ungefüttert rumpelt und rotiert. Er muss sich erstmal warm laufen. Das ist das sichere Zeichen für den Endspurt ihrer Arbeit. Gierig verschlingt die Maschine alle Äste und Zweige. Sie werden in den mit Messern bestückten Schlund geführt und zermalmt. Auch etwa armdicke Äste schafft das Gerät mühelos. Der Anhänger füllt sich mit Holzmehl und Holzstückchen, manche fliegen wie Geschosse durch die Luft.
Wieder verbreitet sich der balsamische Duft geschnittenen Holzes. Mindestens eine halbe Stunde kaut, kreischt und poltert das unverzichtbare Gartengerät. Die aufgetürmten Haufen mit Geäst sind verschwunden. Der Häcksler gibt Ruh, abgeschaltet, Ende. Die Baumpfleger räumen alles zusammen und verschwinden. Zurück bleibt der Holzduft, der sich noch eine ganze Weile in der Luft hält und die Eindrücke im Rasen, dort wo die Höllenmaschine ihren Dienst verrichtete.
mehr Info zu KlimawandelDie Industriealisierung ist für den Anstieg der Treibhausgase CO2 und Methan mitverantwortlich. Die zunehmende Erwärmung hat gravierende Auswirkungen auf das globale Klima.
Spiegel Online: Die Menge des Treibhausgases Kohlendioxid CO2 in der Luft hat im vergangenen Jahr einen großen Sprung gemacht. Nie zuvor seit Beginn der Messungen vor 56 Jahren sei der Zuwachs so schnell gegangen, berichtet der Wetterdienst der USA, die NOAA.
Im vergangenen Jahr 2015 habe sich die CO2-Menge um drei Teilchen pro Millionen Luftteilchen erhöht. Von Februar zu Februar fiel der Anstieg gar noch stärker aus.
Mittlerweile kommen auf eine Million Luftteilchen 404 CO2-Teilchen – bevor der Mensch mit Autos, Fabriken und Kraftwerken Abgase in die Atmosphäre pustete, waren es 280. Der Mensch hat den CO2-Gehalt der Luft damit mittlerweile um mehr als 40 Prozent erhöht. www.spiegel.de
Grüne Lungen in Deutschland
Weltweit ist ein Drittel der Landfläche mit Bäumen bedeckt. Die Klimakönner vermögen laut der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald pro Hektar im Jahr bis zu 50 Tonnen Ruß, Staub und Gase aus der Atmosphäre zu filtern. Eine Meisterleistung!
Waldreichster Landkreis ist Regen in Bayern mit 64 Prozent Waldfläche. Dithmarschen eine Gemeinde in Schleswig-Holstein ist am waldärmsten. Deutschland zählt zu den waldreichsten Ländern Europas. Ein Drittel unseres Landes bedeckt der Wald, das sind 11,4 Millionen Hektar, etwa eineinhalb Mal so groß wie Bayern. 99% weniger Staubteilchen, eine höhere Luftfeuchtigkeit und eine durch ätherische Öle angereicherte Luft regeneriert unsere Lungen. Der Lebensraum von Tieren, Pflanzen und Pilzen gehört respektvoll behandelt. Der Waldknigge der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald zeigt uns naturbewusstes Verhalten im Wald.
Weiterführende Artikel:
Spuren des Klimawandels im Kleingarten
Interview: Klimawandel in Münchner Schrebergärten