13.600 KM in ein neues Leben
Langes Glück kurz geplant. Für ein neues Leben reicht manchmal nur ein Augenblick. Bei Johann war es der, als er Carina traf. „Das Schicksal wollte es so“, sagt er und grinst dabei. „Ja, es begann auf einem Kreuzfahrtschiff, auf dem wir beide damals gearbeitet haben“, fügt seine Frau Carina hinzu. eine Reportage von Sinje Krieger-Pflaume
Johann, ein Südafrikaner mit niederländischen Wurzeln, hat das gemeinsame Restaurant in München Savanna genannt. Damit sich sein Geburtsort Johannesburg nicht so fern anfühlt. Jedes Accessoire ist afrikanisch und wurde entweder mitgebracht oder eingeflogen. Masken einheimischer Künstler, jede ein Unikat, zieren die orangefarbenen Wände. Orange, erklärt Johann, sei die Farbe Afrikas, der Erde, des Sandes. Sie erinnere ihn jeden Tag an seine Heimat.
Vor acht Jahren kam Johann nach München. Deutsch hat er hier gelernt. 2012 wurden die Türen des Savanna geöffnet. „Wir haben uns damit unseren Traum erfüllt“, erklärt Carina. Heute steht Johann sechs Tage in der Woche in der Küche seines eigenen Restaurants. Er zaubert Eintöpfe mit Curry und Bohnen auf den Tisch, Süßkartoffel-Chips oder Braai, gegrilltes Fleisch. Aber er beschäftigt auch ein Küchenteam, damit ihm genügend Zeit bleibt, sich um seine Gäste zu kümmern.
Entscheidung für die Liebe
Neues Land, fremde Sprache, andere Kultur. Eine Herausforderung für Johann. „Irgendwann mussten wir uns entscheiden, wo wir uns niederlassen“, erklärt Carina. Deutschland schien die bessere Option für etwas Eigenes, Neues zu sein. „Mein Herz ist hier“, sagt sie, „bei meiner Familie. Ich konnte diesen Ort nicht verlassen. Und der Sicherheitsfaktor spielt auch eine Rolle. Johann ist mir zuliebe nach München gezogen“, erzählt sie und strahlt dabei. Er verließ seine Heimat für die Liebe. 13.600 KM. Bereut hat er es nicht.
An der orangefarbenen Wand hängt ein metergroßes Gemälde von Mandela. Er lächelt darauf mit weitem Blick, stolz. Die Vision, die er in sich trug, als er vor über 20 Jahren die Regierung übernahm, ist in seinem Gesichtsausdruck erkennbar. Johann gab das Bild bei einer Künstlerin in Auftrag und betont, dass es durchaus auch in der weißen Bevölkerung Südafrikas Achtung und Bewunderung für Mandela gibt, so wie bei ihm. Er wollte ein Stück Geschichte in sein Lokal bringen. Südafrika erscheint hier in jedem Detail, es ist fühlbar. Giraffen, die von Hand bemalten Wänden blicken, Kissenüberzüge in afrikanischen Stoffmustern, kleine Elefanten, die Cocktailkarten halten.
Erlesene Tropfen im Test
Regelmäßig finden Wine Tastings im Restaurant statt. „Wir machen daraus ein Happening, ein Fest“, sagt Carina. Ihre Augen leuchten. „Es geht immer ein bisschen drunter und drüber an diesen Tagen, aber das ist auch so gewollt. Menschen unterschiedlicher Kulturen kommen zusammen, feiern und lachen. Das verbindet. Irgendwie haben wir dann immer das Gefühl, wir brächten zwei Kontinente näher zusammen. Für Johann kommt dann ein Stück Heimat zu uns. Ihm tut das gut.“ Die Weingüter haben die Möglichkeit, ihre Produkte vor Ort anzubieten und ihre Beliebtheit zu steigern. Wie das Wine Estate Nederburg aus dem Weinbaugebiet Paarl, das einen exzellenten Chenin Blanc herstellt. Oder das Boekenhoutskloof aus Franschhoek.
Lebensfreude lautet das Gebot
Das Service-Team wirkt wie eine große Familie. Es wird viel gelacht. Die Stimmung ist gelöst und entspannt. Darauf legen Johann und Carina großen Wert. Die Crew wurde vor Eröffnung des Restaurants nach Südafrika eingeladen. Um das Land kennen zu lernen und zu wissen, woher der Wein stammt, der im Lokal angeboten wird.
Plötzlich wird es laut. Geschrei. Der Barmann Sven läuft seiner Kollegin Katja mit einem nassen Lappen hinterher. „Die hat mir das Dreckswasser aus der Spüle ins Gesicht gespritzt“, ruft er. „Weil du ein Phlegma hast. Du sollst die Theke putzen und die Gläser polieren, nicht rumträumen“, hallt sie zurück und bricht dabei in Gelächter aus. „Männer sind für manche Dinge einfach nicht gemacht.“ Mit Buh-Rufen der männlichen Kollegen und Beifall der weiblichen, beruhigt sich die Neckerei wieder. Sven dreht die Musik auf, und alle lachen.
„Natürlich vermisse ich Südafrika“, sagt Johann nachdenklich. „Seine Heimat vermisst man immer. Aber für das, was ich losgelassen habe, habe ich etwas Neues gefunden. Menschen, die in mein Lokal kommen und sich hier wohl fühlen, die begeistert sind von Südafrika und mir ihre Erfahrungen mitteilen. Freunde, die mir nah sind. Und eine Aufgabe, die mich erfüllt. Ich bin glücklich hier. Mit Carina. Ich bin angekommen.“
Kontakt: www.savanna-munich.com