Klimawandel in Münchner Schrebergärten
Die Reinhaltung der Luft, des Wassers und des Bodens haben oberste Priorität für die Kommunen. Kleingartenorganisationen haben daher eine besondere Verantwortung, dass gesetzliche Regelungen zum Naturschutz eingehalten werden. ein Interview von Edith Reichenberger
2015 war das wärmste Jahr seit Beginn der metereologischen Aufzeichnungen. Der lange Jahre vernachlässigte Klima- und Umweltschutz hat deutliche Spuren an unseren Ökosystemen hinterlassen. Das betrifft auch die Natur der Schrebergärten. Axel Pürkner, der 1.Vorsitzende des Kleingartenverbandes München e.V., betreibt selbst einen kleinen Garten mit Gemüse- und Obstanbau. Der Verein feiert dieses Jahr sein 100jähriges Jubiläum. Der leidenschaftliche Hobbygärtner beantwortet Fragen zum Klimawandel und den Konsequenzen für den Schrebergarten.
Herr Pürkner, die ganze Welt spricht vom Klimawandel. Welche Beobachtungen machen Sie?
Auffällig sind extreme Niederschläge und extreme Temperaturschwankungen. Diese Zustände wiederholen sich zusehends und werden sehr oft dem Klimawandel zugeschrieben.
Temperatursteigerung gab es auch schon vor 30 Jahren, das wird oft vergessen
Starkregen, Trockenperioden, Temperaturschwankungen – wie wirkt sich das auf Ihren Schrebergarten aus?
Durchschnittliche Temperatursteigerung gab es auch schon vor 30 Jahren, das wird oft vergessen. Aber die Tendenz zu höheren Temperaturen ist durchaus erkennbar. Unsere Pflanzen sind in der Lage, sich anzupassen und höhere Temperaturen zu vertragen. Dennoch haben Zuchtexperten in den letzten Jahren vermehrt darauf geachtet, mehr hitzeresistente Pflanzen, besonders Gemüse -und Salatpflanzen, zu züchten. Mittlerweile gibt es Sorten, die mit weniger Wasser auskommen. Diese Sorten setzen die Gärtner jetzt hauptsächlich ein.
Der Pflanzenschutz ist fester Bestandteil eines jeden Gartens. Die Wirksamkeit des Bio-Pflanzenschutzes hat seine Grenzen. Muss manchmal die chemische Keule zum Einsatz kommen?
Auf gar keinen Fall. Wir vom Kleingartenverband lehnen das grundsätzlich ab. Wir setzen uns sehr für den biologischen Pflanzenschutz ein. Die Chemie hat im privaten Bereich überhaupt nichts verloren.
Mit Pflanzensymbiosen kann man schon sehr viel im Pflanzenschutz erreichen
Sie favorisieren also den biologisch gepflegten Garten?
Ja, das ist uns sehr wichtig. Der Kleingartenverband betreibt hier intensive Aufklärungsarbeit und wir achten sehr darauf, dass diese Informationen auch alle Kleingärtner erreicht. Auch mit Pflanzensymbiosen kann man schon sehr viel im Pflanzenschutz erreichen.
Können Sie ein Beispiel für eine Pflanzensymbiose nennen?
Wer die Natur genau beobachtet, sie versteht und mit ihr im Einklang lebt, sieht das Wechselspiel aus Geben und Nehmen. Kluge Gärtner kombinieren Pflanzen, die das Gedeihen gegenseitig fördern. Altbewährt ist die Freundschaft von Salbei, Thymian und Pfefferminze mit den Kohlpflanzen. Die halten den Kohlweißling, ein kleiner weißer Schmetterling, davon ab, die Kohlpflanzen mit seinen Eiern und Raupen zu ruinieren.
Sind die Schädlinge durch den Klimawandel mehr geworden?
Die Schädlinge sind nicht mehr geworden. Aber anders. Die größte Gefahr sind die eingeschleppten Schädlinge, wie der Laubbockkäfer. Sie sind durch den Transport von Natursteinen oder Tropenhölzer nach Deutschland gekommen. Die sind eine große Gefahr für unsere heimische Baum- und Obstbaumkultur.
Herr Pürkner, danke für das Interview.
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