Spuren des Klimawandels im Kleingarten
Es ist die größte Bedrohung für unsere gesamte Spezies. Wir leben in einer Welt, in der wir alle im Jahr 2015 das wärmste Jahr seit Beginn der metereologischen Aufzeichnungen erlebt haben. ein Bericht von Edith Reichenberger
In den kommenden Jahrzehnten wird ein Wertewandel einsetzen. Die negativen Auswirkungen des vernachlässigten Klimaschutzes hinterlassen Spuren in den Ökosystemen. Obst und Gemüse selbst anzubauen gewinnt wieder an Wert. Das ist was Sinnvolles.
Wertewandel ist Inspiration
Kleingärten schenken uns Raum für Ruhe und Erholung und stärken unser ökologisches Bewusstsein. In Städten und Gemeinden haben Kleingärten in ökonomischer und sozialer Hinsicht positive Auswirkungen auf unsere Gesellschaft.
Moritz Schreber und die Schrebergärten
Schrebergärten – wer kennt den Begriff nicht! Moritz Schreber war Arzt und lehrte an der Universität Leipzig. Er beschäftigte sich mit der Gesundheit der Kinder und den sozialen Folgen des Stadtlebens zu Beginn der Industriealisierung im 19. Jahrhundert. Er war davon überzeugt, dass zur Gesundheitsvorsorge Licht, Luft, Sonne und Bewegung gehören. Ihm zu Ehren und nach seinem Tod gründete 1864 der Leipziger Schuldirektor Ernst Innozenz Hauschild den ersten Schreberverein. Ein Jahr später wurde der Schreberplatz am Johannapark in Leipzig eröffnet. Der war zuerst eine Wiese für Kinder zum Spielen und Turnen und hatte noch nichts mit einem Garten gemein.
mehr Info zu SchrebergärtenAus den ersten Beeten und Gärten für die Kinder entwickelten sich schließlich die abgezäunten Schrebergärten für Familien. Die Hungers- und Elendszeiten des ersten Weltkriegs verstärkten den Wunsch nach einer Bereicherung des kärglichen Speiseplans. Am Münchner Stadtrand entstanden damals viele Kleingärten. Die Arbeitergärten des Deutschen Roten Kreuzes, der Bundesbahn, der Bundespost und die Gärten von Fabriken und Institutionen sind die Wurzeln der Kleingärtnerbewegung.
Ein Stück Stadtnatur – der Schrebergarten
Die Schrebergärten erlebten in den 30/40/50er Jahren einen Boom. Die sogenannten Laubenkolonien galten ab den 1960er Jahren als Inbegriff des deutschen Spießertums und standen mit Gartenzwergen
Bausparen und gehäkelten Klorollenbezügen auf der Hutablage in der Spießer-Skala auf einer Stufe. Seit Ende der 90er Jahre hat ich das Bewusstsein gründlich gewandelt. Immer mehr Familien schätzen das eigene kleine Naturparadies und mieten sich in den Kolonien ein.
Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung. (Antoine de Saint-Exupéry)
Garteln für den Klimaschutz
Der Natur-und Umweltschutz spielt bei Kleingärtnern eine wichtige Rolle. Von großer Bedeutung sind die Nutzung von Regenwasser, die Kompostierung der Gartenabfälle und die Verwendung von natürlichem Dünger. Eine vom Bundesinstitut für Bau- Stadt-und Raumforschung beauftragte Studie besagt, dass sich naturnahes garteln noch nicht überall im gleichen Maße durchgesetzt hat. Download (PDF, 4MB, Datei ist barrierefrei⁄barrierearm) Die Vereine, geregelt vom Bundeskleingartengesetz, unterstützen hier mit Rat und Tat.
Besonders jüngere Kleingärtner, die ihren Garten erst seit zehn Jahren bewirtschaften, favorisieren den biologischen Anbau von Obst und Gemüse.
In München gibt es 8.684 Kleingartenanlagen (Stand 2013).
Eine gelungene Integration von Migranten – die Zukunft des Kleingartenwesens
Während weltweit Flucht, Migration und Integration für Diskussionen und Zwist zwischen Politikern und Nationen sorgen, ist Toleranz und soziales Miteinander zwischen Kleingärtnern verschiedener Kulturen gelebte Gegenwart. Deutschlandweit haben 7,5 Prozent der Kleingärtner, also 75.000 Kleingärtnerfamilien, einen Migrationshintergrund – Tendenz steigend. Ein gutes Beispiel für gelungene Integration. Spitzenreiter der bayerischen Pächter sind türkischstämmige Bürgerinnen und Bürger und Migranten der ehemaligen Staaten der Sowjet Union.
mehr Info zum internationalen Netzwerk des KleingartenwesensWenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen. (chinesisches Sprichwort)
Die sozialen und ökologischen Funktionen des europäischen Kleingartenwesens fanden ihre Wertschätzung auch auf den Philippinen und in afrikanischen Städten, wie Heilbron in Südafrika.
Die Kleingartenanlagen sind nicht nur zur Ernährungssicherung entstanden. Ein wichtiger Aspekt sind Abwasserentsorgung, Schutz des Grundwassers und die sparsame Verwendung von Wasser. Der Klimaschutz geht noch weiter: Die Mülltrennung und Müllvermeidung, Erhaltung des Grünraumes in Ballungszentren und die Wahrung der Luftqualität. Seit 1926 unterstützt das Office International nationale und grenzüberschreitende Projekte.
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