Sonia kommt nach Berlin, um Mathematik zu studieren. Schnell verliert sie sich im Großstadtdschungel. Im Puls der Stadt.
Anstatt fleißig ihre Vorlesungen zu besuchen, tanzt sie durch die Nacht und sammelt die Zahnbürsten ihrer Eroberungen. Berghain und Drogen. Eigentlich nichts Neues. Aber die zuckersüße Svenja Jung trifft auf den mysteriösen Lebenskünstler Ladja, der schnell zu ihrem Seelenverwandten wird. Sein Motto „Man kann sich nur lieben, wenn man sich kennt“ zieht sich wie ein roter Faden durch den Film. Die beiden leben ein Sommermärchen, bis Sonia von seiner Vergangenheit als Stricher erfährt. Die ersten Geldsorgen treten auf, denn nur von Luft und Liebe lässt sich eben noch keine hippe Wohnung in Kreuzberg finanzieren.
Webcam-Sex ist ihr erster Kontakt mit käuflicher Liebe. Von da an geht die Reise der Selbstfindung weiter, bis sie in der „Oase“ strandet. Zufluchtsort, Familie und Geldmaschine in einem. Dort schlüpft sie in die Rolle der Mascha. Und führt von nun an ein Doppelleben.
Zwischen ihrer naiven Liebe zu Ladja – einem wundervoll verletzlichen Mateusz Dopieralski – und der täglichen Vermarktung ihres Körpers kommt Milan ins Spiel. Ein Nachtwandler mit ganz eigenen Motiven. Schnell folgt eine desaströse Abwärtsspirale. (Vorschlag, wie der Satz leichter lesbar wäre:) Die „Oase“ schließt, Ladja erfährt vom Alter Ego Sonias und ihre beste Freundin Jule macht aus Eifersucht ihr Geheimnis an der Uni publik. Das Drama des Regisseurs Florian Gottschick erzeugt einen Beat. Gottschick kennt die Stadt und deren Rhythmus. Das spürt man. Ein Sog entsteht. „Fucking Berlin“ ist tragisch schön. Wunderbar leicht und doch schwer im Abgang. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sieht man den destruktiven Entscheidungen der Protagonisten hilflos zu und ist dabei trotzdem ein dankbarer Voyeur mit Einblick in eine auch heute noch tabuisierte Welt. Vorlage für das Drehbuch ist die gleichnamige Autobiographie von Sonia Rossi.
Prädikat : Sehenswert
„Fucking Berlin“ (Deutschland, 2016)