Ein Interview von Michaela Jacob –

Kann ein Lesehund Kindern das Lesen beibringen? Kimberly Ann Grobholz (68) glaubt daran. Sie betreibt in München das Projekt Lesehund.

Kimberly Ann Grobholz betreibt das Projekt Lesehund. Mit Golden Retriever Tammy gibt die Pädagogin und Tierheilkundlerin Lesenachhilfe für Kinder und bildet Lesehund-Teams aus. Hier erzählt sie, wie Vierbeiner kleinen Zweibeinern mit Leseschwäche helfen, die richtigen Worte zu finden.

Warum lesen Kinder Hunden vor?
Erwachsene sind oft kritisch – Hunde nicht. Sie hören einfach zu und unterbrechen nicht. Das tut Kindern, die Probleme mit dem Lesen haben, extrem gut.

Wie äußert sich das?
Die Kinder machen Fortschritte. Während sie einem Tier vorlesen, fokussieren sie sich auf etwas Anderes. Ihr Problem, also dass sie nicht richtig lesen könnten, rückt plötzlich in den Hintergrund. Dazu kommt, dass Kinder auf besondere Weise auf Tiere reagieren, meistens mit Freude. Das hilft ihnen ungemein sich zu entspannen.

Gibt es dafür wissenschaftliche Belege?
Belegt ist, dass bei solchen Kontakten das Hormon Oxytocin ausgeschüttet wird, beim Tier und beim Mensch. Das ist ein Hormon, das beruhigend wirkt.

„Ein Leshund hört einfach nur zu.“

Wie läuft eine Sitzung ab?
Während das Kind vorliest, liegt oder sitzt der Hund still zwischen Kind und Hundebesitzer. Kinder glauben daran, dass der Hund „zuhört“. So macht ihnen das Lesen mehr Freude. Wenn es beim Lesen stockt, kann man vorsichtig Impulse geben, aber man versucht nur wenig einzugreifen.

Ist Streicheln erlaubt?
Das ist sogar gewünscht!

Wird das den Hunden nicht zu viel?
Sollte ein Hund Abstand brauchen, muss man darauf reagieren. Aber bei unseren Lesehunden ist das noch nicht passiert. Sie sind so ausgesucht, dass sie Stress in höchstem Maße tolerieren und wirklich Wohlbefinden zeigen, wenn Kinder sie streicheln.

Was für Hunderassen eignen sich?
Fast alle, besonders Golden Retriever. Kampfhunde oder besonders nervöse Hunderassen eher nicht.

Erinnern Sie sich an ein besonderes Lesehund-Erlebnis?
Ja, mit dem kleinen Oskar. Der Junge war damals neun Jahre alt, als ich angefangen hatte mit ihm zu arbeiten. Er konnte zwar lesen, war aber extrem zurückhaltend und sehr scheu. Nach einem Schuljahr haben wir große Fortschritte gemacht. Oskar ist viel selbstbewusster geworden und hat sogar vor der Klasse ein Referat gehalten. Das wäre früher nicht denkbar gewesen.

Hier Aufklappen für Info und Buchung zum Lesehund